Jahrgang 2022

Schreibgeschützt

Ausschreibung für eine Lesereihe für unveröffentlichte Autor*innen of Color ab 30 Jahren 
Ein Konzept von Maryam Aras und Fatima Khan

Ausschreibungen sind ausschließend. Oft werden Ausschlusskriterien positiv geframed: Ein Leseformat oder Stipendium oder Wettbewerb richtet sich entweder an “junge/Nachwuchs-Autor*innen”, oder an Autor*innen mit mindestens einer Buchveröffentlichung. Im Klartext bedeutet dies aber: Autor*innen, die ein bestimmtes Alter überschreiten, dürfen sich nicht nur nicht mehr bewerben, es wird auch von ihnen erwartet, ein bestimmtes Stadium der Schreiblaufbahn mit Alter X (meist gilt die Grenze von 30 Jahren) bereits hinter sich gelassen zu haben. Gerade für Schreibende, die keine linearen Lebensläufe oder traditionelle literarisch-akademische Hochschulausbildung haben, ist das oft ein Hinderungsgrund, sich professionalisieren zu können, oder überhaupt erst Zugang zu Schreibförderungen/Plattformen zu bekommen. Besonders oft betrifft das Schreibende, die Rassismus, Klassismus, Genderdiskriminierung und/oder Migration erlebt haben.

Wenn sich eine Ausschreibung einmal an Schreibende mit Diskriminierungserfahrungen richtet, wird oft ein Thema vorgegeben, dass sich explizit mit dieser sogenannten Betroffenheitsperspektive beschäftigt. Aber auch Schwarze und Autor*innen of Color sollten frei in ihrer Themenwahl sein und keine Re-Marginalisierung als Schreibende erfahren.

Das Projekt will mehrfachdiskriminierende Ausschlussmuster nicht nur vermeiden, sondern umdrehen. Deshalb planen wir eine Ausschreibung für eine Lesereihe, die sich explizit an unveröffentlichte Autor*innen of Color ab 30 Jahren in NRW richtet.